Wenn wir Eva Luise Köhler (58), die Ehefrau unseres Bundespräsidenten fragen, dann lautet eine ihrer Antworten so: „Kinder bereiten Freude und sind unsere Zukunft. Wenn wir keine Kinder mehr haben, verlieren wir den Draht in die Zukunft und werden in einer Weise geschichtslos. Ohne die Fragen unserer Kinder wäre auch unser Leben geschichtsloser. Durch ihre Fragen an uns und auch durch die Fragen an ihr Leben werden wir gezwungen, zu reflektieren.“ Zu lesen im Sonntagsblatt Bayern.
Es geht also um uns Erwachsene, nicht etwa um die Kinder. Dass das auch bei der First Lady nicht anders ist, erstaunt nicht in Zeiten, da Kinder von riesigen Plakatwänden herunter betteln: „Suche Ausbildung – Biete Zukunft!“ Dass wir ihnen keine Ausbildung verschaffen, weil sie uns wichtig sind, wissen die Kinder. Sie müssen immer etwas Gutes – besser noch Geldwertes – mit uns machen. Nicht wir sind erwachsen, sie sollen es sein. Jugend ist in der Gesellschaft der Tattergreise eine Dienstleistung. Weil aber der Kunde König ist – und seit er das immer wieder unter die Nase gerieben kriegt, auch wirklich bis unter die Haarwurzeln „geil“ – muss sich der Anbieter gleichzeitig auf dessen Werte festnageln lassen. Kaum ein Wort fällt in dem Interview häufiger als „rückbesinnen“. Da tritt einem der glückliche Landmann vors innere Auge, der seinerzeit seine Töchter bei Kerzenlicht missbraucht hat. Aber wenigstens hat man damals noch nicht davon gesprochen. Wir sind so eifrig beim Rückbesinnen, dass wir ganz vergessen haben, dass da eine Generation heranwächst, die vielleicht ja auch ein kleines Stück Zukunft gestalten will – ohne Rückbesinnung auf Zeiten, die sie ohnehin nur aus den Heidi-Romanen kennt… Und aus den Sonntagsreden der Politiker.
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