Autor: Wolff von Rechenberg

Stellenanzeige bei Microsoft

Microsoft sucht einen Manager, der die Kommunikation mit der Open Source-Bewegung organisiert. Noch vor Jahresfrist hätte man für eine solche Stelle im Hause MS folgendes Persönlichkeitsprofil gesucht: Einen gewieften Patentanwalt. Erfahren im Umgang mit Diffamierung und übler Nachrede, treffsicher mit Faustfeuerwaffen bis Kaliber 9mm.

Doch die Zeiten ändern sich auch beim größten Softwarekonzern der Welt. So soll jetzt ein smarter Verhandlungskünstler mit Hochschulabschluss den Entwicklern rund um Debian, Mozilla & Co eine Klinke ans Ohr quatschen. Nur eines hat sich nicht geändert: Erfahrung mit Linux und Open Source ist erwünscht, keinesfalls aber Voraussetzung. Logisch: Es reicht, wenn man den Erzfeind akustisch versteht.

Wer nun meint, dass das auf ihn passt: Die Anzeige steht hier.

Die letzte Schlacht auf dem Milchsee

Die Welt war glücklich für die Bauern, in jenen alten Tagen. Da war die Europäische Gemeinschaft noch jung, die Steuersäckel voll, die Bürokratie freigiebig. Die EG gab Geld und fragte nicht, was dafür produziert wurde. Und auch die Bauern mussten danach nicht fragen. Die europäischen Steuerzahler bezahlten die Beseitigung der durch die Lande irrenden Schweinehälften. Sie zückten das Portemonaie, wenn der Butterberg rief und sie trotzten dem Milchsee.

Die Bauern fragten auch dann nicht, als die Gemeinschaft sich längst dazu durchgerungen hatte, den Geldhahn abzudrehen. Weiterlesen

Das Strecken nach der dünnen Decke

Schwarz-Weiß-Diskussionen seien bereits in tausend anderen Talkshows geführt worden, setzte SPD-Generalsekretär Hubertus Heil an und drohte damit Anne Wills Runde am Sonntagabend aus den Angeln zu heben. Denn genau darum ging es der Moderatorin: „Hungern muss hier keiner – Ein Land redet sich arm.“ So lautete das Motto. Und so polarisiert startete Anne Will in die erste Runde: Hier die ausgebeuteten Steuerzahler, dort die Sozialschmarotzer. Mehr hatte Anne Will nicht vorbereitet. Und genau das offenbarte die Personality-Show der Sonntagabend-Talkerin. Nicht einmal der Hurra-Modernisierer Guido Westerwelle (FDP) wollte Frau Will in Richtung Klassenkampf folgen.

Die Frage, wie können wir soziale Dynamik fördern, biegt Anne Will erfolgreich ab. Ebenso die Frage, woran es wohl liegt, dass immer mehr Menschen in eine Parallelgesellschaft abdriften, die man selbst dann nicht zur Arbeit zwingen könnte, wenn man die Hartz IV-Sätze halbieren würde. Eine Mindestlohndebatte rettet die – wieder einmal – schlecht vorbereitete Moderatorin. Da kommt Grabenkampfstimmung auf: Heiner Geißler (CDU) bezeichnet Guido Westerwelle als Denunziant. Gemeinsam mit Armutsforscher Butterwegge reitet er eine Attacke für die Ehre der Arbeitslosen. Dabei hatte einzig und allein Journalistin Rita Knobel-Ulrich den Transferempfängern pauschal Hängemattenmentalität vorgeworden.

Als auch dieses Scharmützel zu versiegen droht, zieht Anne Will den Joker. Warum will die SPD Gesine Schwan als eigenen Kandidatin für das Bundespräsidialamt aufstellen? Was hat das mit dem Thema zu tun? Landet Köhler im sozialen Netz, wenn er nicht wiedergewählt wird? Egal. Die Sendezeit ist um. Na, prima: Die dünne Decke einer schlampigen Recherche hat wieder einmal gehalten.

Schadensbegrenzung im Hause Microsoft

„Und sie bewegt sich doch“, urteilt so mancher vorsichtig, wenn er liest: Microsoft Office unterstützt zusätzliche Dateiformate. Dabei handelt es sich meiner Ansicht nach nicht um einen Marketing-Feldzug. Microsoft muss ein freies Format in seine Bürosuite integrieren, um weitere Millionenstrafen zu vermeiden. Und an dieser Stelle zeigt sich, dass zumindest Großabnehmer den Konzern in Zugzwang bringen können: So sind Behörden und Verwaltungen in 14 Ländern schon jetzt verpflichtet, das Open Document Format (ODF) als Austauschformat zu verwenden.

Warum setzt Microsoft dann nicht das hauseigene Office Open XML (OOXML) ein? Darüber gibt es nur Vermutungen. Es könnte beispielsweise daran liegen, dass die Spezifikationen für OOXML stolze 6000 Seiten umfassen. Vergessen wir weiterhin nicht, dass OOXML noch längst nicht das Stadium der Marktreife erlangt hat. So soll OOXML erst mit der nächsten Version von OOXML kommen – das heißt, frühestens 2010.

Was es heißt, in grenzenloser Selbstüberschätzung ein halbfertiges Produkt auf den Markt zu werfen, dürfte Microsoft mit dem Vista-Betriebssystem gelernt haben. In Sachen Betriebssystemen übt sich der Konzern in Schadensbegrenzung. So lässt sich „ Wird XP Windows Vista überleben? “ schon nicht mehr als Frage formulieren. Vista ist ein Übergangsprodukt, von dem vermutlich Microsoft selbst nicht so genau wissen möchte, unter wie vielen Vistalizenzen XP betrieben wird.

Wenn die Doofen Bücher schreiben

Als wir Michelle erzählen, dass wir an einem Buch mit dem Titel Generation Doof schreiben, tritt ein Leuchten in ihre glasigen Augen. „Weissich“, meint sie und stößt kurz auf. „Hat mir Aamin schon erzählt. Musstich gleich lachen.“ Das freut uns natürlich, aber wir wollen nun doch wissen, warum sie das so lustig findet, „Na, ich fanden Titel so komisch“, erklärt sie. „Wie schreibtn ihr das? Doof wie blöd, oder so wie die Seife?“

generation_doof.pngWer gern über geistige Ausrutscher wie den von Michelle lacht, findet im fertigen Buch „Generation Doof“ viel Anlass zu Heiterkeit. Stefan Bonner und Anne Weiss berichten von Miss Märkisch-Oderland, die Polen in der Nordsee vermutet und von einem namentlich nicht genannten Jugendlichen, der nicht in der Lage ist, zu sagen, aus welchen Ländern die Staatschefs von England oder Amerika kommen, und nicht weiß, in welchem Land der Irak-Krieg stattgefunden hat.

In einer ebenso kurzweiligen wie lang gezogenen Freak-Show lassen Bonner und Weiss die Symptomträger einer verlorenen Generation an uns vorbei defilieren. Nach Jahrhunderten des Anstiegs beim durchschnittlichen Intelligenzquotienten, befinde sich dieser seit Ende der 1990er Jahre im Sinkflug. belehren die Autoren den Leser. Unwissenheit gilt der Generation Doof als Zierde und Hartz IV als erstrebenswertes Lebensziel. Die Gründe liegen auf der Hand: Viel zu laxe Erziehung und mieses Schulsystem. Das klingt nach dem Kulturpessimismus, den man von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) gewohnt ist, wenn es um die heutige Jugend geht.

Doch damit tut man den Autoren unrecht. Erstens urteilen sie nicht altklug über ihre Generation, und zweitens kommen sie zu überraschenden Erkenntnissen. So nehmen sie sich einer Klage an, der sich wohl viele Lehrer lautstark anschließen könnten. Dass nämlich die Schüler reihenweise Automarken mit allen technischen Details aufsagen können, an einfachen Englich-Vokabeln hingegen scheitern. Bonner und Weiss stellen klar: „Über ein solches Wissen [gemeint sind die Automarken, nicht die Englisch-Vokabeln] muss man verfügen, um in einer Gruppe hoffnungsfroher Jungproleten als Alphatierchen anerkannt zu werden, daraufhin die schärfste Schnitte abzuräumen und so für den Fortbestand der Art zu sorgen.“ Weiterlesen

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