Einen Glückwunsch, auf den wir hätten verzichten können, sprach Google am gestrigen Sonntag, 20. April, aus. Die Älteren werden sich der Bedeutung des Datums erinnern. Der geschmacklose Scherz soll nur ein paar Minuten online gewesen sein.
Autor: Wolff von Rechenberg
Wie tief steckt Microsoft in der Krise?
Bei einer Veranstaltung in Seattle ließ Microsoft-CEO Steve Ballmer die Bombe platzen: Das aktuelle Windows Vista ist nichts mehr als eine Beta-Version. Als „Work in progress“ soll Ballmer das ungebiebte Betriebssystem bezeichnet haben, berichtet The Register. Und dann zitiert das Online-Magazin die ganze „Wir haben gelernt“-Litanei. Nein, man wird XP so lange unterstützen wie die Kunden es wünschen. Dazu hat ganz sicher die Save-XP-Kampagne von InfoWorld beigetragen. Mehr als 100.000 User haben sich dort schon eingetragen. Vom Beratungsinstitut Gartner gab es zusätzlich Zunder. Die Analysten der angesehen Firma sehen Microsoft vor dem Kollaps. Im Kerngeschäft Windows schleppt der Riese den Code aus Jahrzehnten mit sich herum, bemängeln die Analysten. Hinzu kommt, dass Windows auch Prügel für die politischen Sünden der Supermacht USA bezieht. Das hat Red Hat-CEO Jim Whitehurst bei einer Tagung des Onlinemagazins InfoWorld behauptet. Angesichts der Tatsache, dass sich ausgerechnet China, Russland, Venezuela und Brasilien gegen die Standardisierung von Microsofts Ooxml-Format stark gemacht haben, dürfen wir wenigstens dies als gesicherte Tatsache betrachten.
Microsoft vor dem Kollaps? Das erscheint mir zu abwegig. Dass der Konzern in argen Schwierigkeiten steckt, beweist am eindrucksvollsten das Übernahmedebakel um den Internet-Pionier Yahoo. Steve Ballmer hat wiederholt das Gelingen der Übernahme als eine Existenzfrage für Microsoft bezeichnet. Besonders hat es Microsoft auf das Entwickler-Biotop rund um Yahoo abgesehen. Dafür ist der Konzern bereit, mehr als 40 Milliarden US-Dollar zu zahlen.
Buchtipp: Der Mann, der niemals lebte
Ein Buch kann nichts für seinen Titel, schon gar nicht die deutsche Übersetzung. „Der Mann, der niemals lebte“ teilt dieses Schicksal. Ein grausamer deutscher Verlagsmensch verunstaltete den englischen Originaltitel „Body Of Lies“ zu etwas, das besser zu einem Groschenroman gepasst hätte. Dabei setzt David Ignatius in seinem Thriller die Ansprüche deutlich höher, sogar höher als die meisten Spionagethriller. Detailliert protokolliert er eine CIA-Aktion gegen ein Terrornetzwerk à la Al-Qaida.
Im Zentrum steht ein Toter, der den Terroristenanführer Süleyman davon überzeugen soll, dass der US-Geheimdienst sein Netzwerk unterwandert hat – was diesem natürlich real einfach nicht gelingen will. Ignatius erzählt, wie sich die geheimen Landesverteidiger die Leiche eines namenlosen Touristen aneignen, und die penible Vorbereitung der Aktion. Im Zentrum steht der CIA-Statthalter in Jordanien, Roger Ferris. Ferris spricht hervorragend Arabisch und sieht wie ein Araber aus. Aber im Innern ist er überzeugt, dass die Vereinigten Staaten sich mit eiserner Faust und allen Mitteln gegen muslimische Terroristen verteidigen müssen.
Erste Zweifel kommen dem Geheimagenten erst als er sich in die Entwicklungshelferin Alice verliebt, die in palästinensischen Flüchtlingslagern arbeitet. Sie tut das aus ganz ähnlichen Motiven aber mit anderen Mitteln: Sie will zeigen, dass nicht alle Amerikaner schlecht sind. Im gleichen Maß, in dem sie dem Gedenkengebäude von Ferris Schaden zufügt, bringt sie sich jedoch selbst in Gefahr. Davis Ignatius erzählt seine Geschichte wie man das von amerikanischer Thrillerliteratur gewohnt ist: geradlinig und schnörkellos. Sein Buch ist Lehrstück für jene, die noch an das Gute im Geheimdienst glauben, und Argumentationshilfe für jene, die der CIA schon immer alles zugetraut haben. Und es beschreibt die Motive der Geheimagenten. Soviel Wissen über das Wesen der Dunkelmänner vermittelt sonst nur John le Carré.
WeiterlesenPhaenomene des Alltags: Chucks
Foto: Pixelio.de
Im U-Bahnhof Berlin-Friedrichstraße ist es wirklich nicht zu übersehen: 2008 ist das Converse Century. Sie wissen nicht, was Converse ist?
Ein 1908 gegründeter Schuhhersteller aus Massachusetts (USA). Eigentlich angetreten, das traditionelle Leder durch Gummi zu ersetzen, gelang dem Unternehmen erst 1917 der Durchbruch. Mit dem Basketball-Schuh All Star.
Zu Ehren der Basketball-Legende Chuck Taylor bekam das gute Stück einen Stern mit dem Namen des Ballkünstlers auf die Seite. Bis heute ist der Latschen laut Wikipedia 600 Millionen Mal verkauft worden. Was zeichnet ihn aus? Weiterlesen
Ein Häufchen Amerika
Nicht lange ist es her, dass Forscher den ersten Westeuropäer ausgegraben haben. Nun ist auch der erste Nordamerikaner gefunden. Runde tausend Jahre früher als bisher gedacht, soll er gelebt haben. Vor 13.400 Jahren. Ob er schon so ausgesehen hat wie Winnetou, ist nicht bekannt. Denn die Reste, die man findet, geraten zusehends kärglicher. Hatte man vom ersten Westeuropäer noch Kiefer und Zähne gefunden, fanden die Archäologen vom ersten Amerikaner nur Exkremente. Ein Häufchen Scheiße. Und das ist wohl auch alles, das der 43. US-Präsident hinterlassen wird: George W. Bush.