Kategorie: Medien

Japan zensiert das Internet

China zensiert schon lange das Internet. Das Reich der Mitte umgibt eine Firewall so lang und hoch wie die sprichwörtliche Chinesische Mauer. Diktatur, da erwartet man nichts besseres. Aber jetzt will eine Demokratie den Rotstift im Internet ansetzen: Japan. Das berichtet unter anderem die Internetseite Gyaku.jp. Die Ministerien für Inneres und Kommunikation (Somusho) sowie für Erziehung, Kultur, Sport und Technologie (Monbukagakusho) haben sich in einem Bericht vom 6. Dezember 2007 dafür ausgesprochen, das Internet zu zensieren, den Zugang per Handy zu reglementieren und vor allem, die bösen Tauschbörsen zu sperren. Dazu soll es schon detaillierte Anweisungen an die Mobilfunkanbieter geben.

Ausgerechnet Japan, das Land der Mangas und Hentais, die zur Erweiterung des menschlichen Vorstellungsvermögens beigetragen haben, wie sonst nur italienische Splatterfilme. Wie soll eine solche Zensur aussehen? Die Chinesen behaupten, sie kontrollieren jede einzelne Datei, jede Internetseite, jedes Manga oder Hentai. Das kann dauern, und Personal kostet es auch. Schließlich ist Japan nicht China, wo man eben mal 2 Millionen Menschen für ein Schüsselchen Reis Schund sichten lassen kann, ohne dass man dafür ein Ministerium anbauen muss. Ich bin sicher, dass die Stärke der Zensurbehörde längst die Friedensstärke des chinesischen Heeres überstiegen hat.

Keine Frage: Zensieren ist teuer und man macht sich damit nicht beliebt. Vermutlich ist es viel billiger, jeder Schule, jedem Kindergarten einen, zwei oder drei Medienpädagogen zur Seite zu stellen, oder Fachleute in die Elternhäuser zu schicken. Aber das ginge am Hauptzweck vorbei: Am Zurückdrängen einer deregulierten veröffentlichten Meinungsvielfalt. Eine solche erleben wir zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte. für viele Politiker einmal zuviel.

Geiz ist nicht mehr geil

Fünf Jahre „Geiz ist geil“ waren genug. Das entschied die Elektronikkette Saturn im Oktober 2007 und beendete damit eine der erfolgreichsten und umstrittensten Kampagnen der neueren Werbegeschichte. Konsumforscher warfen Saturn vor, mit „Geiz ist geil“ das Konsumverhalten der Deutschen insgesamt auf reinen Preisvergleich zu reduzieren. Die „Geiz-ist-geil-Mentalität“ malten alle gemeinsam als Schreckgespenst an die Wand: Moralisten, Ewig-Gestrige, Mitbewerber, Konkurrenten. Sogar die Kirchen meldeten sich zu Wort. Sie warfen dem Elektrohändler vor, die Todsünde Geiz zur Tugend zu verklären.

Im Herbst 2007 plötzlich die Umkehr: Das Konsumverhalten der Deutschen verlagere sich mehr und mehr hin zu hochwertigen Produkten. Saturn kündigte das Ende der Kampagne an. Danach vergingen nur wenige Wochen, dann erklang die Saturn-typische Trommelhymne am Ende der Werbespots plötzlich ohne das vertraute „Geiz ist geil“. Das gebrüllte „Saturn!“ wedelte mit dem Hinterteil wie ein Hund, dem der Schweif fehlte. Wie übereilt Saturn diesen Schritt vollzogen hat, zeigt sich nun beim Jahresbeginn. Ein lahmes „Wir hassen teuer“ ersetzt nun das eingängige „Geiz ist geil“.

Darüber wird sich kein Konkurrent, kein Feuilltonist und kein Kirchenmann erregen. Ob auch der Konsument gleichgültig bleibt, muss das Geschäftsjahr erweisen. Ebenso wird sich erst zeigen müssen, ob das von der Politik wie ein Mantra vorgetragene „Der Aufschwung ist unten angekommen“ tatsächlich bewirkt, dass die Deutschen wie der Sekt statt Selters trinken.

Acht Millionen Selbstmordattentaeter

Acht Millionen Automobile schleppen sich mit schweren Maengeln ueber Strassen. Das meldet die Tagesschau heute. In Zahlen 8.000.000 Gefaehrder im Schaeubleschen Sinne gurken herum, riskieren ihr eigenes und unser aller Leben. Selbstmorattentaeter durch Schlampigkeit bei der Autowartung. Doch dann lesen wir weiter: Zu diesem Schluss kommt die Gesellschaft fuer technische Ueberwachung. Diese Gesellschaft ist alles andere als gemeinnuetzig. Und kassieren will sie kuenftig bei aelteren Autos jaehrlich. Dabei beweist der Vergleich der Unfallstatistiken mit Laendern, in denen die Pruefintervalle noch laenger sind als hier, dass der groesste Mangel bei Autos jeden Alters immer noch hinter dem Steuer sitzt. Auch einem ernsthaften Leitmedium geraet eben mal ein PR-Text ohne ausreichende Pruefung ins Programm.

Tag der Sprache der Verlierer

Zum Tag der deutschen Sprache legte Horst Seidenfaden, Chefredakteur der norhessischen Tageszeitung HNA, die Latte hoch. Eine Ausgabe ohne Anglizismen versprach der Zeitungsmacher den HNA-Lesern in der Wochenendausgabe. Nicht ohne anzumerken, dass man erstaunt sein werde, wie sehr englischsprachige Ausdrücke in die deutsche Sprache eingewachsen sind. Darauf braucht der LEser nicht lange zu warten. Gleich auf der nächsten Seite lesen wir das Wort Online-Durchsuchung. Wie wäre es mit „Auflinie-Durchsuchung“? Natürlich ist das Blödsinn. Aber ebenso ungerecht ist die Angewohnheit vieler Zeitungsleser, ihre Zeitung einzig nach Einhaltung einer reindeutschen Sprachkultur zu überprüfen. Die Kollegen selbst achten darauf, möglichst wenige Leser von der Lektüre auszuschließen. Ich selbst erinnere mich an eine Begebenheit aus meiner Zeit als Jazzkritiker. Am Rande eines Jazzkonzerts fragte mich ein Besucher: „Wann bekomme ich denn endlich einmal eine Zeitung in Deutsch?“ Ich antwortete: „Ich kann Begriffe wie Belcanto oder Presto auch nicht mehr lesen. Warum schreibt man nicht Schöngesang oder Schnell?“
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Unseriöse Klimaskeptiker

Und noch ein langer Artikel für lange, graue Sommerabende: Alles nur Klimahysterie? Das fragt der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf. In aller Ausführlichkeit deckt er die wissenschaftlichen Schwächen der so genannten „Klimaskeptiker“ auf, die einen Zusammenahng zwischen CO2-Emissionen und Klimaerwärmung leugnen. Und er deckt noch etwas auf: Den Medien ist ein Querdenker allemal lieber als ein seriöser Wissenschaftler. Selbst wenn seine Behauptungen jeder wissenschfatlichen Grundlage entbehren. Dadurch liest und hört der kleinen Mann sehr häufiger, dass es keinen Grund gibt, weniger Auto zu fahren, als für die geschätzt 150.000 Menschen gut ist, die jetzt schon an den Folgen des Klimawandels sterben.

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