„Paul Millns ist ein Musiker der leisen Art, der um seine Person nie viel Wirbel gemacht hat“, heißt es auf seiner deutschsprachigen Homepage. Das ist noch untertrieben. Die englischsprachige Wikipedia erwähnt ihn nur als Sideman, beispielsweise von Eric Burdon. Nun könnte man es dabei belassen, wenn dieser Mann, dieser Paul Millns nicht in regelmäßigen Abständen Platten veröffentlichte, die zu den feinsten ihres Genres zählen.

CDs voll großartiger, hinreißender Songs mit melancholischem Grundton. Da macht auch „Calling All Clowns“ keine Ausnahme. Wie immer dominieren hier melancholische Betrachtungen über das Leben („The Moon Might Know“), über die Welt („The Way Of The World“) und von der Sehnsucht nach dem Hafen, dem Heimkommen („Homing In On You“). Diese tiefgründigen Momente kontrastiert er mit Mini-Kabarettstücken wie „Slippery Sam“, die ihm vielfach Vergleiche mit Tom Waits eingebracht haben. Wie dieser singt er zum Piano Songs, die sich aus Blues, Jazz und Folk speisen. Und dann auch noch die raue Stimme …

Ein anderer Vergleich liegt bei den Platten von Paul Millns in der Luft: Randy Newman. Mit Newman verbindet Millns sein Hang zur Perfektion. Jeden einzelnen Song arrangiert der Brite penibel durch. Perfekt ausgewogen erklingen die Instrumente. Und auch nach wiederholtem Hören überrascht uns Millns mit zuvor überhörten Details. Unvergleichlich ist jedoch Millns sprachliche Finesse. Er langweilt seine Hörer nicht mit abgedroschenen Bildern, sondern findet immer wieder neue packende Umschreibungen. In der Summe sind seine Songs Stück für Stück kleine Kunstwerke. Selbst ein Song, den er gar nicht geschrieben hat: Paul Millns Version des Jazz-Standards „My Funny Valentine“ ist die bewegendste seit jener spröde-zerbrechlichen Einspielung auf Ricky Lee Jones‘ Jahrhundertalbum „Pop Pop“.

Man möchte Paul Millns  endlich das große Publikum wünschen, das ein solcher Künstler verdient hat. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass man diese Songs in der O2-World genießen könnte. Und: Wer weiß? Vielleicht könnte er nicht mehr so wunderschöne Songs schreiben, wenn Paparazzi und Bavo-Reporter sein Haus belagern würden.

Paul Millns: Calling All Clowns, Acoustic Music.