Adobe Photoshop setzt seit Jahrzehnten die Standards für digitale Bildbearbeitung. Doch der Einstieg in die Welt der Adobe-Software hat seinen Preis. Könnte die vergleichsweise neue webbasierte und kostenlose Bildbearbeitung Photopea endlich die ersehnte kostenlose Alternative zu Photoshop bieten? Immerhin versucht das Projekt, viele Funktionen von Adobe Photoshop zu imitieren. Schauen wir uns an, was Photopea zu bieten hat, bevor wir uns von unserem Adobe-Konto verabschieden.
Was ist Photopea?
Der tschechische Softwareentwickler Ivan Kuckir hat Photopea als intuitives Tool zur Bildbearbeitung entworfen. Benutzer können ihre Bilder im Browser bearbeiten, ohne Software installieren zu müssen. Es unterstützt eine Vielzahl von Dateiformaten, einschließlich PSD, dem nativen Dateiformat von Photoshop. Wichtig dabei: Die Dateien werden nicht an den Dienst hochgeladen. Die Bearbeitung erfolgt komplett im Browser.
Es gibt zwar eine Premium-Version, die Werbung entfernt und zusätzliche Funktionen bietet, aber die kostenlose Version sollte den meisten Benutzer ausreichen. Die Premium-Version ist mit 5 US-Dollar pro Monat immer noch viel günstiger als Photoshop. Ich persönlich habe mich für die Premium-Version entschieden, um das Projekt zu unterstützen.
In Photopea zuhause fühlen
Viele Benutzer schildern die Benutzeroberfläche von Photopea als auffallend ähnlich der von Photoshop. Das kann ich selbst nicht beurteilen, weil ich kaum mit Photoshop gearbeitet habe. Aber scheinbar hat Entwickler Kuckir das Hauptziel seines Projekts erreicht: Wer Erfahrungen mit Photoshop gesammelt hat, sollte sich in Photopea sofort wohlfühlen. Alle vertrauten Werkzeuge, Ebenen und Panels finden sich am gewohnten Platz. Das kommt Benutzern entgegen, die von Photoshop wechseln.
Photopea bietet die notwendigen Werkzeuge für alles von grundlegenden Bearbeitungen (Zuschneiden, Größenänderung und Farbanpassung) bis hin zu fortgeschritteneren Funktionen wie der Arbeit mit Ebenen und Schnittmasken. Photopea verfügt sogar über Werkzeuge zur Bearbeitung von RAW-Dateien, wenn auch nur für sehr grundlegende Anpassungen. Kein Vergleich zu RAW-Verarbeitungstools wie meinem Favoriten Rawtherapee.
… und GIMP?
Als langjähriger GIMP-Nutzer musste ich mit Photopea eine etwas steilere Lernkurve bewältigen. Gelegentlich muss ich immer noch Video-Tutorials zu Rate ziehen. Das Angebot reicht aber für ein zügiges Onboarding von GIMP zu Photopea. Obwohl der Wechsel von GIMP also etwas holpriger verläuft als von Photoshop, lohnt sich auch für die Fans von GIMP ein Blick auf Photopea. Denn wir leben als Journalisten, Grafiker, Redakteure, Fotografen und Kreative in einer Photoshop-Welt. Und hier zeigt Photopea seine Superkraft.
Photopea in einer Photoshop-Welt
Zu den herausragenden Funktionen von Photopea zählt die Möglichkeit, PSD-Dateien zu öffnen und zu bearbeiten. Das native Adobe-Dateiformat ist unter Designern und Kreativen die bevorzugte Wahl, um in einer Photoshop-Welt zusammenzuarbeiten. In Photopea kann ich PSD-Dateien von Kollegen öffnen, umfassend bearbeiten, sie als PSD speichern und zurücksenden. Das ist in GIMP schlicht unmöglich. Ich kann PSD-Dateien zwar auch in GIMP öffnen. Beim Bearbeiten bekomme ich jedoch schon Probleme: GIMP kann etwa die Textebenen nicht editieren. Die muss ich in GIMP ersetzen. Und anschließend kann ich die Datei nicht wieder als PSD speichern. Kein Problem mit Photopea.
Photopea – Photoshop für unterwegs
Als webbasiertes Tool lässt sich Photopea von jedem Gerät mit Internetverbindung aus nutzen. Das Tool läuft komplett im RAM. Wir laden Dateien also nicht “hoch”. Die Daten bleiben auf dem Computer. Wir können Fotos oder Designprojekte unterwegs bearbeiten, ohne leistungsstarke Hardware oder Installationen. Photopea braucht nur einen Browser. Ob der auf MacOS, Windows, Linux oder ChromeOS läuft, spielt keine Rolle.
Liebe Chromebook-Nutzer, aufgepasst: Das ist unsere Lösung für die Bildbearbeitung. Auf meinem Chromebook hatte ich bisher nur für GIMP das Linux-System aktiviert. Photopea bietet dafür eine einfachere Alternative.
Und Photopea ist blitzschnell. Ich muss keine Software starten. Ich ziehe einfach ein Bild in das Browserfenster, und schon kann ich loslegen. Weder Photoshop noch GIMP kann bei der Geschwindigkeit mithalten.
Wer sollte Photopea in Betracht ziehen?
Für Chromebook-Nutzer ist Photopea konkurrenzlos. Dieses Tool katapultiert das Chromebook in den erlauchten Kreis jener Maschinen, mit denen wir an der Photoshop-Welt der Kreativen teilnehmen können. Photopea qualifiziert sich auch als interessantes Werkzeug für Freiberufler oder kleine Unternehmen. Mit Photopea können sie grundlegende Bildbearbeitungen selbst durchführen und haben die Freiheit, mit Experten durch den Austausch von PSD-Dateien zusammenzuarbeiten.
Studenten und Amateurfotografen finden mit Photopea einen günstigen Einstieg in die digitale Bildbearbeitung und damit eine Alternative zu GIMP. Wer Photoshop lernen möchte, vor den Kosten aber noch zurückschreckt, sollte sich unbedingt mit Photopea befassen. Ein späterer Wechsel zum Adobe-Klassiker sollte kaum Probleme bereiten. Und schließlich ist Photopea das Photoshop to go, das zur Not sogar auf dem Smartphone oder dem Tablet zur Verfügung steht.
Einschränkungen von Photopea
Kommen wir zur Ausgangsfrage zurück: Ist Photopea ein kostenloser Ersatz für Photoshop? Nein, ist es nicht. Photopea fehlen anspruchsvolle Photoshop-Features wie Panoramaunterstützung, 3D-Modelierung oder KI-Fähigkeiten. Im Umgang mit sehr großen Dateien stößt das Online-Tool Photopea an seine Grenzen. Wenn Ressourcen oder Bandbreite in die Knie gehen, verläuft die Arbeit mit Photopea sehr viel zäher als mit der installierten Bildbearbeitung. Photoshop-Nutzer werden möglicherweise auch den gewohnten Support vermissen. Die Community um Photopea befindet sich im Aufbau, und dasselbe gilt für die Zahl der Video-Tutorials auf YouTube.
Photopea vs. Photoshop in Kürze
Photopea ist vielleicht nicht das vielbegehrte Photoshop für lau. Seine größte Stärke ist seine Offenheit für alle Plattformen und seine Portabilität. Adobe selbst hat den Boden für ein Tool wie Photopea bereitet. Photoshop ist ein Software-Dinosaurier, der Unmengen an Speicherplatz benötigt und nur auf Windows und Apple läuft. Die mobile Welt braucht ein Tool wie Photopea. Aus dieser Perspektive sehe ich Photopea eher als Ergänzung für Photoshop und nicht als Ersatz. Und diese Lücke füllt Photopea perfekt – dank seiner PSD-Fähigkeit.
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