Andere versprechen vier Millionen Arbeitsplätze, wieder andere versuchen den Wähler mit üppigen Steuerleichterungen zu bestechen. Wenn aber die Linkspartei einen Mindestlohn oder die Anhebung der Regelsätze für Hartz IV verspricht, dann ist das nicht zu bezahlen. Links, das ist Utopie, das ist Spinnerei, das kann nicht funktionieren. Schon weil es nicht funktionieren darf.

Ihre Attacken auf die Linke stimmen die übrigen Parteien unisono an. Doch die Motive, welche die Linkskritiker in einem Lager zusammentreiben, unterscheiden sich gewaltig. So wie die Motive, aus denen sich die Linkspartei selbst zusammengefunden hat. Oskar Lafontaine und seine Anhänger begleichen unter der Fahne der Linkspartei eine persönliche Rechnung mit der SPD, so wie diese wiederum mit den Abtrünnigen. Union und FDP hat die Geschichte im Schützengraben des Kalten Krieges vergessen. Gern würden sie die Linkspartei auf Stasi-Seilschaften reduzieren. Ein Schuss, der nach hinten losgehen kann, wenn man die Biografien mancher CDU-Kommunalpolitiker betrachtet.

Es stimmt: Die Linkspartei bewahrt die Erinnerung an die alte DDR, die ebenso untergegangen ist wie die alte BRD. Die Linkspartei ist das schlechte Gewissen des vereinigten Deutschland. Und das vereint Ost und West, Rot, Grün und Schwarz gegenüber der Linkspartei. Die Linkspartei erinnert Wessis an Zeiten, in denen weich landete, wer dem Wettbewerb nicht standhielt. Sie erinnert Ossis an einen Staat, in dem jeder seinen Platz hatte – auch wenn er sich den nicht immer aussuchen konnte. Verständlich, dass das die anderen Parteien auf die Palme bringt. Wer schlägt sich schon gern mit dem eigenen schlechten Gewissen herum?

Die Linkspartei besetzt eine freie Nische im Ökosystem der Parteien. Sie gibt den Anwalt der Globalisierungs- und Modernisierungsverlierer und den Anwalt all jener, die den sozialen Abstieg fürchten. Sie fasst diffuse Ängste in kernige Kampfbegriffe. Aber andererseits: Irgendjemand muss ja auch das tun.