Ja sicher, da gibt es immer wieder kleine Reibereien zwischen Rex und Saskia. So zieht sie ihn immer damit auf, dass er einmal zu tanken vergessen hat und sie mit dem Auto liegengeblieben sind. Aber jetzt, während sie an einer Autobahntankstelle irgendwo in Frankreich Rast machen, wird Rex Hofman klar, dass er seine Saskia liebt, während sie durch die Automatiktüren im Serviceshop der Tankstelle verschwindet. Wie sehr er sie liebt, weiß er da eigentlich noch nicht. Er wird es bald wissen. Während er wartet und wartet und wartet. Denn Saskia kommt nie zurück. In seinem Psycho-Thriller „Das goldene Ei“ lässt der Holländer Tim Krabbé etwas unsagbar Böses in die heile Welt eines Urlauberpärchens aus den Niederlanden treten. Dass Saskia einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist,…

…bleibt nicht lange im Zweifel. Aber was ist ihr zugestoßen? Diese Frage quält Rex weiter und immer weiter. Sie schmiedet ein Band zwischen ihm und der verschwundenen Saskia, an dem Jahre später die Beziehung zur Hotelbesitzerin Lieneke zerbricht. Saskia bleibt über den Tod hinaus Rex‘ große Liebe und er hört nicht auf, Nachforschungen anzustellen. Der Leser hat einen Vorteil gegenüber Rex. Er lernt den Täter kennen, begleitet ihn auf einem langen Weg der Vorbereitung hin zu einem abscheulichen Verbrechen. Wie eine dunkle Wolke sieht der Leser das Unheil heraufziehen, das doch eigentlich längst geschehen ist, und er erfährt dadurch die Hilflosigkeit der ahnungslosen Touristen. Es gab nichts, gar nichts, was Rex oder Saskia hätten tun können. Was jedoch genau passiert ist, erfährt auch der Leser erst, wenn Rex es begreift. Davor liegen 141 straff erzählte, atemlos spannende, romantische, traurige, dramatische und grausame Romanseiten.

Tim Krabbé: „Das goldene Ei“, 141 Seiten, Reclam, Leipzig 2004, 14,80 Euro