„Zwei Hälften sind immer gleich groß, aber das wird die größere Hälfte von euch nie kapieren“, weiß der Volkmund. Klar soweit? Wenn nicht eine Hälfte von etwas exakt genauso groß wäre wie die andere, dann fehlte die Grundlage, um überhaupt von einer Hälfte zu sprechen. Der zweite Teil dieser bei Mathematiklehrern außerordentlich beliebten Weisheit verleiht dem Wissen um die Endlichkeit didaktischer Möglichkeiten Ausdruck.
Ein Gefühl, das den einen oder anderen Germanisten bei der Rezeption einer SPD-Kampagne im brandenburgischen Kommunalwahlkampf beschleichen wird. „Gute Bildung“! Da kann unser wackerer Germanist noch mitgehen. Wäre damit nicht schon ein Stoßgebet der Pädagogenfront Wahlkampf geworden? Ist damit nicht alles gesagt?
Aber leider geht der Spruch weiter: „Gute Bildung für mehr Chancengleichheit“ heißt das Statement. Chancengleichheit ist ein ehrenhaftes Ziel. Aber alles auf dem Weg dorthin ist keine Chancengleichheit. Der Wahl-Slogan suggeriert, dass wir ja auch im Moment Chancengleichheit haben, die man nur noch etwas steigern könnte.
Aber zum einen haben wir keine Chancengleichheit. Das bemängeln PISA- und OECD-Studien so ausdauernd wie erfolglos. Zum anderen ist Gleichheit keine olympische Disziplin, deren Steigerung nur eine Frage des richtigen Einsatzes von pharmazeutischen Substanzen ist.
Die Chancengleichheit ohne Einschränkung auf die Plakate zu schreiben, haben sich die Wahlkämpfer wohl nicht getraut. Oberste Maxime aller Wahlkämpfer: Worte haben keine Balken. Am Ende wird noch jemand drauf festgenagelt. So zeigt diese Kampagne vor allem eins: wie bitter gute Bildung auch im Wahlkampflager der brandenburgischen Sozialdemokratie Not tut.
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