Autor: Wolff von Rechenberg

Blitzkrieg in Australien

„Die Formel 1 spricht Deutsch“, sagt Heiko Wasser zum Saisonauftakt der Königsklasse des Motorsports im australischen Melbourne. Während auf dem Asphalt 22 Monegassen und Luxemburger um den Sieg fahren, zählt der RTL-Moderator deutsche Fahrer, Autos und Motoren. Wenn RTL so weitermacht, dann spielen sie spätestens ab dem Großen Preis von Deutschland abwechselnd Marschmusik und Schuhplattler in den Pausen. Ich sehe schon die Schlagzeilen in der englischen Presse: „Blitzkrieg in Australien.“ Währenddessen stelle ich mir die Frage, ob ich auswandern soll oder ob es reicht, einfach nur der Formel 1 den Rücken zu kehren bis die Zahl der deutschen Fahrer wieder gesunken ist. Der einzige Grund, mir das weiter anzutun, ist mein Fahrer, dem ich die Daumen drücken möchte. Und der heißt Kimi Raikkönen.

Schöne neue Welt mit Microsoft

Wenn Microsofts Plattformen die Welt verbessern sollen, wie es heute bei Winfuture.de zu lesen steht, dann schrillen bei mir alle Alarmglocken. Wenn der Fiat-Konzern Leben und Gesundheit seiner Kunden in die Hände von Microsoft gibt, dann ist das eine Sache. Im günstigsten Fall versuchen wir, den Zündschlüssel zu drehen, die Windschutzscheibe wird dunkel und der Bordcomputer belehrt uns darüber, dass wir nicht die Berechtigung besitzen, das Fahrzeug zu starten. Im ungünstigsten Fall verliert das System auf regennasser Fahrbahn bei 200 Km/h den Treiber für die Traktionskontrolle. Es muss ein beunruhigendes Gefühl sein, in dieser Lage vom Auto zu hören: Neue Hardware gefunden: Vorderachse.

Eine andere Sache ist es, wenn Microsoft beginnt, Verkehrsleitsysteme zu entwickeln – wie im Artikel angedroht. Das kann nur bedeuten, dass das Überqueren einer durch Lichtzeichen geregelten Kreuzung demnächst nur registrierten Verkehrsteilnehmern gestattet sein wird. Und glauben Sie nur ja nicht, dass Sie diese Registrierung umsonst bekämen.

Der Artikel nennt noch weitere mögliche Wirkungsfelder für Microsoft: Da wäre zunächst einmal die Baubranche, oder die Transportbranche und überhaupt das ganze „Infrastrukturmanagement“, was auch immer das bedeuten soll. Vielleicht haben wir vergessen, was Infrastruktur so alles umfasst, weil sie bei uns einfach so funktioniert. Genauso wie unser Transportsystem und unsere Baubranche, oder haben Sie sich schon darüber gewundert, dass Häuser hierzulande einfach stehen bleiben, wenn Kyril oder Wiebke zu Besuch kommen? Das wird sich ändern, wenn die Redmonder da mitmischen.

Struck: Deutschland mit Links in die bessere Welt

Die Linkspartei istauf Bundesebene auch über 2009 hinaus kein Koalitionspartner für die SPD. Das meint zumindest der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Struck. Struck über die Linke: „Sie würde uns außenpolitisch in die Isolation treiben, finanzpolitisch in den Staatsbankrott führen und sozialpolitisch ins letzte Jahrhundert zurück katapultieren.“

Eigentlich keine schlechten Aussichten: Außenpolitisch in der Isolation? Geht nicht. Da sitzen die Amis schon. Finanzpolitisch im Staatsbankrott? Die Linke muss erst noch zeigen, dass sie die Staatsfinanzen schneller zerrütten kann als es der Regierung Kohl gelungen ist. Und solzialpolitisch ins letzte Jahrhundert? Nun, Herr Struck, es war nicht das schlechteste Jahrhundert. Wenn Schröders Chefeinpeitscher die Linie des Altkanzlers verteidigen will, sollte er des Meisters Argument wählen: „Basta!“

War ich eine Hupfdohle?

Mittlerweile hat auch die Rentenversicherung gemerkt, dass ich ins „Beitrittsgebiet“ übergesiedelt bin. Und noch weitere Rätsel drücken die Rentenversicherer: Was geschah in den geheimnisvollen Jahren 1994 bis 1998, für die der Versicherung keinerlei Nachweise vorliegen? Das zu klären, sandte man mir einen umfangreichen Fragebogen zu. Besonders eine Frage finde ich spannend: „Haben Sie im Beitrittsgebiet eine berufsbezogene Zuwendung an Ballettmitglieder in staatlichen Einrichtungen erhalten?“ Die Rentenversicherung kennt mich noch nicht. Oder sie kennt mich besser als ich mich selbst. Sehen die Rentenversicherer Parallelen zwischen mir und Rudolf Nurejew, die mir bislang nicht aufgefallen sind?

Top Ten: Die Forderungen der Lokführer

Ab Montag streiken sie wieder, die Flugkapitäne des Schienenstrangs. Man hätte ja auch sonst glauben können, die Loks führen von selbst. GDL-Chef Manfred Schell strotzt nach der Kur vor Kraft, und die Kriegskasse ist auch nach dem verstreikten letzten Jahr noch nicht durchgebracht. Warum sollten die Lokführer also Urlaub nehmen, wie normale Arbeitnehmer? Vor allem, wenn dann auch noch die Berliner U-Bahnfahrer streiken! Am Ende verlieren die Lokführer ihren Ruf als Schrecken der Pendler – an Kollegen, die knapp oberhalb der Kanalisation herumtuckern.

Im Ernst: Ich habe meine Zweifel, dass die Lokführer selbst noch wissen, wofür sie streiken. Da will ich gern zu helfen versuchen. Schließlich sollen die Parallelen zwischen Flugkapitänen und Lokführern nicht beim Gehaltsstreifen enden. Die Top Ten der Dinge, die die Lokführer fordern könnten:

1. Übernachtungen außer Haus nur in besseren Hotels.

2. Zugbegleiterinnen nicht über 25, die mit scheuem Lächeln den Kaffee im Cockpit servieren.

3. Einen Kopiloten für die Drecksarbeit, zum Beispiel das Steuern des Zuges.

4. Eine Checkliste, die man vor der Abfahrt mit einem Typen namens Roger durchgeht.

5. Spiegelbrillen.

6. Die Durchsage „Ausstieg in Fahrtrichtung links“ in Englisch, Französisch und Kanton-Chinesisch – auch in der Regionalbahn nach Wünstorf-Waldstadt.

7. Gangways statt Bahnsteige und Gates statt Gleise.

8. Aufrufe zum Anschnallen beim Einfahren in einen Bahnhof.

9. Vor dem Anfahren eine kurze Durchsage vom Stationsvorsteher: „Ready for Take off on runway 6!“

10. Einen Autopiloten als Vertretung, damit man in Zukunft noch öfter mal streiken kann.

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