Ein Chromebook aus einem alten Laptop? Kein Problem: das schlanke Google Betriebssystem ChromeOS Flex rennt leichtfüßig, wo selbst Linux keine Option wäre. Ich habe das an einem alten Medion Laptop probiert.

Irgendwann schlägt jedem Laptop Computer die Stunde. Wenn sich das vertraute Windows klebrig anfühlt, Anwendungen erst nach einer Gedenkminute starten oder der rüstige alte Klapprechner jede aufwendige Aufgabe mit einem Heulen des Lüfters quittiert. Mit diesen Symptomen bat der altgediente Medion Akoya Laptop meiner Schwiegermutter um das Gnadenbrot. Was also tun? Wegschmeissen? Keine Option. In der Familie tauchte dann der Vorschlag auf: Mach doch ein Linux drauf. 

Werfen wir einen Blick auf die Leistungsdaten des Geräts: Wir sprechen von einem Laptop mit Intel Pentium 3558U Dual Core Prozessor von 2013 und 1.70 GHz. Für den Betrieb stehen 4 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung. Damit kommt heute auch keine halbwegs benutzerfreundliche Linux-Distribution mehr aus. Andererseits rennt mein Acer Chromebook mit 4 GB. Probieren wir es also mit ChromeOS Flex.

Laptop zu Chromebook in 10 Minuten

Google bietet eine ausführliche Anleitung für die Installation von ChromeOS Flex. Beginnend mit einer Liste der zertifizierten Modelle, die man nicht überbewerten sollte: Mein Medion Akoya funktioniert seit dem Umbau hervorragend, obwohl es nicht auf der Liste steht. Kurzform: ChromeOS Flex herunterladen und auf einen USB-Stick schreiben. Ich verwende dafür das Programm Balena Etcher. USB-Stick am Zielgerrät einstecken und das Bootmenü aufrufen.

Bei meinem Medion Akoya gelang das durch wiederholtes Drücken der Taste F10 direkt nach em Einschalten. ChromeOS Flex startet nun und bietet direkt die Installation auf dem Gerät an. Das akzeptieren wir und Minuten später startet die vertraute Startoberfläche von ChromeOS.

Achtung! Während der Installation werden auf dem Zielgerät alle Daten auf der Festplatte gelöscht! Wichtige Daten sollte man vorher sichern.

Was tun mit dem Platz?

Damit ist der betagte Laptop ein neues Chromebook eigentlich schon fertig. Aber da ist ja noch der riesige Datenspeicher, eine HDD-Festplatte mit 500 GB. Ein Chromebook dient eigentlich nicht als Datenspeicher. Andererseits möchte man 500 GB Speicherplatz auch nicht ungenutzt lassen. Wer möchte, kann aber eine Dateistruktur auf dem Gerät einrichten. Ort dafür ist der Ordner “Downloads”, der den lokalen Speicher umfasst.

Ich entschied mich dafür, einen parallelen Linux Computer einzurichten. Denn wenn ich schon Daten auf einem Gerät halte, möchte ich meine gewohnte Bildverarbeitung (Shotwell oder gThumb) nutzen. Es gibt dazu eine detaillierte Anleitung auf „Chrome entfesselt“ von Marcel Häweling. Da ich in den Linux Dateien eine eigene Ordnerstruktur aufbauen und darin Daten sichern möchte, habe ich den Großteil des Speicherplatzes für die Linux Umgebung reserviert.

Um später Arbeiten auf der Kommandozeile zu vermeiden, empfehle ich zusätzlich die Installation eines grafischen Paketmanagers.

Linux auf einem Chromebook

Linux Anwendungen lassen sich wie Chrome-eigene Webapps starten. Linux Anwendungen können auch Dateien aus dem Download Ordner von ChromeOS öffnen, sie können aber nur in das Verzeichnis der Linux-Dateien schreiben. Wollen wir eine Datei, die wir etwa mit GIMP bearbeitet haben, in GoogleDrive sichern, müssen wir sie zuerst mit dem Dateimanager von ChromeOS in den Download Ordner von ChromeOS verschieben.

Bemerkenswert aus meiner Sicht: Der Medion Akoya Laptop lief auch mit Linux Umgebung annehmbar schnell. Dennoch: Ein Firefox mit 120 geöffneten Tabs würde auch unser DIY Chromebook zum Stillstand bringen.

Wenn ein alter Laptop also unter Linux Mint oder Ubuntu lahmt, könnte ChromeOS Flex eine Lösung bieten. Allerdings sollte man nicht zu viele Anwendungen nebeneinander öffnen, denn auch mit Linux Umgebung bleibt der neue alte Rechner ein Chromebook.

Noch eine zweite wichtige Anmerkung: Die Linux Umgebung lässt sich einfach wieder beenden. Dabei verschwinden dann auch alle Dateien. Dasselbe gilt für den Powerwash, mit dem sich ChromeOS im Handumdrehen wieder in den Auslieferungszustand versetzen lässt. Auch ein Powerwash löscht alle Daten auf dem Gerät.